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Djamila – Film in usbekischer Sprache auf der 68. Berlinale

Djamila – Film in usbekischer Sprache auf der 68. Berlinale

Das Filmfestival Berlinale gilt als ein weltweit anerkanntes Filmfestival mit internationaler Beteiligung. Wie wortwörtlich das „international“ zu nehmen ist, zeigte sich bei der 68. Berlinale 2018 wieder einmal. In der Sparte FORUM präsentierte man den Film „Djamila“, der eine Länge von 84 Minuten aufweist. Regie führt die Französin Aminatou Echard. Produziert hat das Werk die in Marseille sitzende Agentur für Filmproduktionen „529 Dragons“, die auch für den Weltvertrieb verantwortlich ist. Die Sprachen im Film sind Usbekisch, Kirgisisch, Russisch, Englisch und Französisch. Gedreht wurde der Super 8-Dokumentarfilm in Kirgisien. Der Autor Tschingis Torekulowisch Aitmatow, der von 1928 bis 2006 lebte, schrieb die Novelle „Djamila“ 1958. Es war die Abschlussarbeit des Schriftstellers an der Moskauer
Maxim-Gorki-Hochschule für Literatur. Tschingis Torekulowisch Aitmatow gilt als die „Stimme Kirgisiens.“ Seine Bücher übersetzte man in 150 Sprachen! 20 seiner Romane und Erzählungen erschienen auch auf dem deutschen Büchermarkt.

In der Novelle „Djamila“ dreht sich alles um die Liebe. Der 15 Jahre alte Said erzählt hier die Geschichte seiner Schwägerin, der schönen Djamila. Sadyk, Saids Bruder und der spätere Mann an Djamilas Seite, kämpft im Zweiten Weltkrieg an der Kriegsfront. Sadyd ist zu dieser Zeit noch nicht mit Djamila verheiratet, er schwärmt von ihr, ja er begehrt sie. Im Dorf lernt Djamila den Kriegsinvaliden Danijar kennen. Er ist ein Träumer und kein Mensch im Dorf freundet sich mit ihm an. Als Danijar öffentlich ein Lied singt, fühlt sich Djamila zu ihm hingerissen. Sadyk weiß schon bald von dieser Liebe, die zu einer Hochzeit geführt hat. Nun entdeckt er in sich bisher nie gekannte Talente. Er kann plötzlich als ein begnadeter Kunstmaler wunderschöne und ausdrucksstarke Kunstwerke erschaffen. Als Sadyk aus dem Krieg heimkommt, eskaliert im Dorf die Situation. Der jetzt als Kunstmaler tätige Sadyk und Djamila, die immer noch mit einem anderen Mann verheiratet ist, verlassen gemeinsam das Dorf. Die zwei Verliebten fliehen regelrecht und missachten damit alle traditionellen Regeln in der dörflichen Gemeinschaft. Said verlässt kurz darauf ebenfalls das Dorf und ist wie sein Bruder Sadyk als Kunstmaler tätig. Die 1973 geborene Regisseurin Aminatou Echard war von der Liebesnovelle „Djamila“ so angetan, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht, filmisch die Ansichten und Sehnsüchte sowie Träume der Frauen in Zentralasien einzufangen.

Die Künstlerin Echard richtet ihre ganze Aufmerksamkeit dem Gebiet Dokumentarfilm. Ihre Masterarbeit 2001 war ein Dokumentarfilm.
2004 drehte sie den Film „Gens de Potosi“, es folgte 2008 „Esquisses kirghizes.“ 2011 dann der Film „Broadway“ und 2015 „Marco.“ Mit „Djamilia“zeigte sie dem internationalen Filmpublikum ihren ersten abendfüllender Film. Diese Werk beginnt mit einer weiblichen Frauenstimme. Aminatou Echard befragt Frauen in Kirgistan, welchen Stellenwert „Djamila“ heute für sie hat. Dabei gelingt es der französischen Regisseurin sehr schnell, Vertrauen zu den Frauen zu schaffen. So erzählen sie auch über ihr eigens Leben. Das Thema Selbstbestimmung spielt eine große Rolle. Man hört bei einigen befragten Frauen heraus, dass selbst zu Zeiten der kommunistischen UdSSR wohl nicht alle Menschen gleich waren. Jahrtausende alte Traditionen in Dörfern Zentralasiens wurden nicht einfach per Dekret nach der Oktoberrevolution 1917 abgeschüttelt. Löblich ist die Tatsache, die Regisseurin stellt keine der befragten Damen bloß. Wer auf Voyeurismus in diesem Werk hofft, der hofft vergebens. Wie sehen die heutigen“Djamilas“ ihre Zukunft, das ist die spannende Frage, der die Regisseurin nachgegangen ist. Die Regionen Zentralasien und Kaukasus beispielsweise sind erst knapp ein Vierteljahrhundert als unabhängige Staaten existent. Da hatten die „Djamilas“ noch nicht viel Zeit, sich voll zu entfalten. Alles braucht seine Zeit.

Höflichst möchte man aus deutscher Sicht mal an folgendes erinnern: 1969, also auch fast ein Vierteljahrhundert nach Staatsgründung der Bundesrepublik Deutschland, zog der Kanzlerkandidat und spätere Bundeskanzler sowie Friedensnobelpreisträger Willy Brandt mit folgendem SPD- Werbeplakat in den Wahlkampf: „Wir haben die besseren Männer.“ Frauen als Staffage, mehr nicht. Emanzipation braucht auch seine Zeit. Das wächst nicht über Nacht.

Aminatou Echard stellt in ihrem Werk unter Beweis, dass es in Zentralasien genug taffe Damen gibt, die auf dem richtigen Weg sind. Sie alle sind ja auch irgendwie Verwandte im Geiste der weltberühmten Djamila. Bleibt noch zu hoffen, dass dieser beeindruckende Film bald Einzug in die deutschen Kinos hält.

Unter den Zuschauern am 18. Februar bei der Premiere dieses Films auf der Berlinale traf man auch Seine Exzellenz Herrn Nabijon Kasimov an. Er ist der Botschafter Usbekistans in Deutschland. Der Herr Botschafter teilte im Pressegespräch mit: „Einen sehr beeindruckenden Film durfte ich während der Berlinale sehen. Es freut mich natürlich, dass hier auch einige Filmszenen in usbekischer Sprache zu hören waren. Für uns Usbeken kommen erfreulicherweise gleich zwei Dinge hier zusammen, die eine Einheit bilden: Djamila ist jedem von uns seit der Schulzeit vertraut. Eine angenehme Pflichtlektüre war und ist Djamila für jede Schülerin und Schüler. Dazu kommt, dieses herausragende Filmfestival Berlinale genießt in meiner Heimat ganz großes Ansehen. Junge Filmemacher und Schauspieler möchten gerne hier ihre Werke dem internationalen Publikum darstellen.“

(Text/Bild: Volkert Neef)

Berlinale_Presse_Eintrittskarte.jpg

Usbekische Liebesnovelle "Djamilia"

Djamila_Filmausschnitt.png

Usbekische Tradition: Tee & Fladenbrot, "NON"

Berlinale_Plakat.jpg

Plakat 68. Berlinale

Die neue Außenpolitik Usbekistans: Offen, proaktiv...
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