Der 9. Mai wird in Usbekistan als „Tag des Gedenkens und der Ehre", landesweit als ein Volksfeiertag begangen. Der Tag ist eine Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkriegs, der auch für Usbekistan unsägliches Leid brachte. Der Zweite Weltkrieg dauerte von 1939 bis 1945 und stellt den bislang größten militärischen Konflikt in der Geschichte der Menschheit dar. Schätzungen zu Folge gab es ca. 60-70 Millionen Opfer. 

Entgegen üblichen Feierlichkeiten in östlichen Staaten, in denen der 9. Mai als Tag des Sieges gegen den Faschismus gefeiert wird, feiert man in Usbekistan – den Tag der Befreiung, Tag des Gedenkens, den Tag des Friedens – stellvertretend für alle Völker. Der 1. Präsident der Republik Usbekistan, Islam Karimov hatte wiederholt erklärt, „die Sowjetunion hat sinnlos das Leben tausender Usbeken geopfert, das Land leide bis heute unter dem Verlust. Ihrer soll an diesem Tag gedacht werden".

Junge und ältere Menschen, in allen Städten und Dörfern, in jeder Familie wird der 9. Mai, als ein Tag des Gedenkens und der Verehrung gefeiert.

Generell hat die Verehrung, die Achtung und der Respekt vor der älteren Generation einen besonders hohen gesellschaftlichen Stellenwert. Zudem wird die ältere Generation, die einen würdigen Beitrag zur Sicherung des Friedens und der Entwicklung des Landes leistete, besonders beachtet und geschätzt. Der Tag des Gedenkens und der Verehrung verkörpert edle Grundsätze, ist Ausdruck humaner, gesellschaftlicher Wertvorstellungen in Usbekistan.

Auf Erlass des 1. Präsidenten des Landes, Islam Karimov werden bis heute Auszeichnungen an Teilnehmer des Zweiten Weltkriegs vergeben. Der 9. Mai wird als Festtag, zur Beendigung des großen Krieges, als ein Friedensfest der Völker begangen. An diesem Tag werden Veteranen geehrt, es ist ein Gedenktag für die vielen Opfer des Zweiten Weltkriegs, Beendigung des Leids der Nationen. Gemäß diesem Erlass werden den überlebenden Kriegsteilnehmern Geldprämien und Geschenke feierlich überreicht.

Zum Festtag versammeln sich auf dem Gedenkplatz in Taschkent und Samarkand Kriegs- und Arbeitsveteranen, Senatoren und Abgeordnete, Mitglieder des Parlaments, Militärpersonen, Vertreter der Öffentlichkeit.

Traditionell legt der Präsident einen Blumenkranz an Fuße des Monuments „Trauernde Mutter" nieder, im Gedenken an die Opfer, Gefallenen des Zweiten Weltkriegs.

Obwohl seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eine lange Zeit vergangen ist, hat niemand diesen Krieg und seine Folgen vergessen. Das Datum bleibt in der Geschichte als ein unvergesslicher Tag. Unter tausenden von Menschen aus verschiedenen Nationalitäten, die im Kampf gegen den Faschismus teilnahmen, waren auch viele Usbeken. Viele von ihnen kamen vom Krieg nicht zurück.

Zum Beginn des Krieges betrug die Bevölkerung Usbekistans ca. 6,5 Millionen Menschen. 1,5 Millionen nahmen am Staatsverband der UdSSR am Krieg teil. Mehr als 500 tausend von ihnen starben auf Kriegsfeldern, viele kamen als Behinderte nach Hause zurück, und viele wurden vermisst, zudem gab es unzählige zivile Opfer.

Diese nüchternen Zahlen machen deutlich, was dieser Sieg für die usbekische Bevölkerung gekostet hat, wieviel Leid durch den Krieg auch in den 13 anderen sowjetischen Teilrepubliken verursacht wurde.

Aber es gab auch Menschlichkeit, Mitgefühl, Herzensgüte und Barmherzigkeit, wo man sie nicht erwartet hätte. Diese Eigenschaften zählen auch heute noch zu den edelsten Wertvorstellungen des usbekischen Volkes. Wer einmal das Land besucht hat, kann diese Tugenden in Form einer unvergleichlichen Gastfreundschaft überall finden und erleben.
Usbekische Landsleute nahmen während der Kriegszeit rund eine Million evakuierter Kinder, Frauen, ältere Menschen aus anderen Nationen auf, darunter auch von den Kriegswirren vertriebene Deutsche. Sie teilten mit ihnen ihr Brot und Haus, zeigten ihre Humanität, ohne Vorbehalte und Bedingungen für Glaubenseinstellung, kultureller Herkunft – Menschlichkeit.

„Du bist nicht Waise", ... du bist bei uns sicher!"    

Der in Usbekistan bekannte Regisseur Dschasur Ißchakow hat zusammen mit seiner Frau Mastura und seinem Sohn Sardor einen Film über die während des zweiten Weltkriegs nach Usbekistan evakuierten Kinder gedreht. Über 300.000 Kinder strandeten damals in Taschkent. Viele davon hatten ihre Eltern bereits verloren.

„Eine Demonstration bester menschlicher Eigenschaften, Großzügigkeit und Edelmut“

Stellvertretend für viele usbekische Familien in dieser Zeit ist die Familie des berühmten Schmieds Schaachmed Schamachmudow und seine Geschichte. Er und seine Frau Barkchi Arkamowa nahmen trotz eigener, schwieriger Lebensumstände fremde Kinder, Waisen auf und retteten die Kinder vor dem sicheren Tot. Dafür wird er bis heute als nationaler Held verehrt. Seit dieser Zeit ist die Hauptstadt Taschkent auch als Stadt der Freundschaft bekannt geworden.

Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren wurde der 9. Mai in Usbekistan zum Tag des Gedenkens und der Verehrung. Zum Gedenken an diese Ereignisse wurde das Denkmal der trauernden Mutter aufgestellt. Das Monument „Trauernde Mutter" wird an diesem Tag festlich mit Blumen geschmückt.

Zur Tradition gehört an diesem Tag die Besichtigung der Gedenkplätze, Besuch des Monuments der „trauernden Mutter" und Gedenkstätten der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Diese Plätze werden als Orte der Verehrung betrachtet, geben dem Leben einen tieferen Sinn und Inhalt. Die Gedenkplätze sind an diesem Tag voll mit Menschen, im Gedenken an Landsleute, die ihr Leben für den Frieden und die Freiheit Usbekistans opferten. Vertreter von Ministerien und Behörden, öffentlicher Organisationen legen Blumenkränze ans Denkmal nieder.

Die Erinnerung an die Geschichte ist ein Gedenken, die Verehrung guter Taten aber auch eine Aufgabe, Herausforderung Konsequenzen aus der Vergangenheit zu ziehen.
Usbekistan hat aus den leidvollen Erfahrungen der Vergangenheit gelernt, setzt seit der Unabhängigkeit, Gründung der Republik Usbekistans politisch auf eine Nichtpaktgebundenheit, Zugehörigkeit zu keinem Militärblock, Nicht Stationierung von Militärbasen anderer Staaten auf dem Territorium des Landes und hat auch keinen Einsatz von Militärpersonal außerhalb Usbekistans.

Der amtierende Staatspräsident Shavkat Mirziyoyev folgt in diesem Punkt dem Kurs seines Vorgängers, orientiert sich an einer friedlichen, kooperativen Zusammenarbeit zu den zentralasiatischen Staaten, ist an einer Intensivierung der Beziehungen zu den Nachbarstaaten interessiert und verfolgt konsequent einen Kurs der Reformierung Usbekistans.
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion werden aus ehemaligen Nachbarn, wieder enge, freundschaftliche Verbindungen geschmiedet. Die Diplomatie setzt auf ein verständnisvolles und kooperatives Miteinander, basierend auf einem gemeinsamen kulturellen Verständnis.

Beitrag/Titelbild: G. Birkl, Monument „Weinende Mutter"

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„stell Dir vor es ist Krieg und keiner geht hin!“ (Amerikanischer Schriftsteller und Poet Carl Sandburg, 1878-1967)

»Die Menschheit muss dem Krieg ein Ende setzen oder der Krieg setzt der Menschheit ein Ende« John F. Kennedy

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Empfohlene LINKS: 

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• Die „Kinder des Krieges" erzählen
• Der Schmied Schaachmed Schamachmudow (Video, RU)
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„Trauernde Mutter“ – Denkmals statt Militärparade am Tag des Sieges

Sowjetische Kriegsgefangenerlager des Zweiten Weltkriegs – (u.a. in Zentralasien/ Lager 386 Taschkent)

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Empfohlene Literatur:

Einmal Usbekistan und zurück: 50 Monate in russischer Kriegsgefangenschaft 1945 bis 1949
   Verlag: Uwe Krebs, ISBN: 978-3932030437
Kriege im 21. Jahrhundert, Neue Herausforderungen der Friedensbewegung; Rudolf Bauer,
   Verlag Sonnenberg, ISBN: 978-3933264770
Kriege des 21. Jahrhunderts. Die Welt vor neuen Bedrohungen; Ignacio Ramenet,
   Verlag: Rotpunktverlag, Zürich, ISBN: 978-3858692474
Der Zweite Weltkrieg; Winston S. Churchill,
   Verlag Fischer, ISBN: 978-3596161133
Der Zweite Weltkrieg; H. P. Willmott, Robin Cross, Charles Messenger,
   Verlag: Dorling Kindersley; ISBN: 978-3831019748
Der Zweite Weltkrieg - Eine Chronik in Bildern, David Boyle, 
   Dörfler Verlag; ISBN: 978-3956661204
1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte…, Gerd Schultze-Rhonhof, 
   Lau Verlag & Handel KG, ISBN: 978-3957681706
Der 2. Weltkrieg: Dargestellt mit über 500 Fotos, Karten und Schlachtplänen, Donald Sommerville,
   Verlag: Neuer Kaiser, ISBN: 978-3846820025
Der Zweite Weltkrieg: 1937-1945, Marco Sigg,
   marix Verlag, ISBN: 978-3865399946
Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Zentrum für Militärgeschichte,
   Deutsche Verlags-Anstalt DVA, ISBN: 978-3421019356
Pocket Guide to Germany - Handbuch für amerikanische Soldaten in Deutschland 1944, Sven Felix Kellerhoff,
   Verlag RIVA; ISBN: 978-3868837018




Goldene Gedenktafeln in Samarkand für die Opfer des 2. Weltkriegs; Foto: G. Birkl