Die zentralasiatische Geschichte geht weit in die Vergangenheit zurück und spielt im Schicksal des gesamten Orients eine bedeutende Rolle. Transoxanien – das Land zwischen zwei großen Flüssen Zentralasiens – ist immer von Bedeutung gewesen. Dank der günstigen geopolitischen Lage und der vielen Bodenschätze war dieser Raum immer das Ziel vieler Invasoren. Wegen ständiger Eroberungen durch verschiedene Weltmächte wurde Transoxanien – das heutige Territorium Usbekistans – ein multikulturelles Zentrum des Orients. Die ältesten Städte wie Samarkand, Buchara, Chiwa, Taschkent und Schahrisabz waren bis vor kurzem die wichtigsten Stationen der legendären Erfindung der Menschheit, der Großen Seidenstraße

Die Seidenstraße verband einst Orient und Okzident. Im Laufe der Jahrhunderte allerdings gab es für dieses einzigartige Handelsnetz ganz unterschiedliche Namen wie: Keramikstraße, Gewürzstraße, Seidenstraße, Straße des Lebens. Seide war für den Westen wohl das außergewöhnlichste Handelsgut, das über diesen Weg befördert wurde. So gab schließlich dieser Stoff der Route auch ihren bleibenden Namen.
Seide war trotz ihrer großen Bedeutung selbstverständlich nicht das einzige Handelsgut. Über Indien kamen auch chinesische Pelze und Eisen, vor allem aber brachten die Händler Gewürze und Aromastoffe nach Europa. Zimt aus China oder Ceylon wurde für Arzneimittel oder als Aromen verwendet, ebenso wie der Pfeffer, der in Rom sehr geschätzt war. Auch Perlen vom Roten Meer, Smaragde und Rubine wurden gehandelt. Karawanen in Richtung China transportierten unter anderem Gold, Edelsteine und Glas aus Rom. In die Gegenrichtung wanderten hauptsächlich Pelze, Keramik, Jade, Bronze, Lacke, Eisen und vor allem Seidenstoffe. Viele dieser Güter wurden unterwegs getauscht und ihre Besitzer wechselten mehrmals, bevor die Waren ihr endgültiges Ziel erreichten.

Auf der Seidenstraße wurden aber nicht nur Waren transportiert; mit dem Handel verbreiteten sich auch Religionen, Kulturen und Ideen. So gelangte der Buddhismus über Zentralasien auf der Seidenstraße bis nach China und Japan und wurde dort zur vorherrschenden Religion. Auch das Christentum drang über die Handelsrouten vor bis zur damaligen Hauptstadt von China vor, wie eine Steintafel im heutigen Xian belegt. Das Wissen über die Herstellung von Papier und Schwarzpulver wurde in den arabischen Ländern und von dort später in Europa bekannt. Der Transfer technischer Errungenschaften, kultureller Güter oder Ideologien war weniger beabsichtigt, wirkte aber merkwürdigerweise stärker als der Austausch von Waren. Fernreisen aller Art, ob aus kommerziellen, politischen, diplomatischen oder missionarischen Gründen, stimulierten den kulturellen Austausch zwischen den verschiedenen Gesellschaften. Lieder, Geschichten, religiöse Ideen, philosophische Ansichten und wissenschaftliches Wissen wurden von den Reisenden ständig verbreitet. Die bedeutenden Techniken wie die Papierherstellung und der Buchdruck, chemische Prozesse wie die Destillation, sowie praktische Dinge wie effizientere Pferdegeschirre und Steigbügel, verbreiteten sich über Asien.

In dem folgenden Büchlein «Geschichten entlang der Seidenstraße – Weisheiten des Orients» sind kurze Texte von orientalischen Schriftstellern und Historikern unterschiedlicher Jahrhunderte entlang der Routen der Seidenstraße gesammelt worden. Die meisten dieser unterhaltsamen Kurzgeschichten wurden aus historischen Werken abschnittweise übernommen und mit Erläuterungen versehen. Sie erzählen von dem täglichen Leben der Menschen verschiedener Gesellschaftsklassen im Orient. Sie sind interessant, tiefsinnig und oft moralisch, wie dies der Orient so liebt. Häufig handelt es sich um Themen wie Gerechtigkeit und Ehrlichkeit von Menschen oder die Aufforderung zu solchem Handeln.
Dieses Buch wendet sich an alle deutschsprachigen Leserinnen und Leser, an Erwachsene, Jugendliche, Kinder und soll zum Schmunzeln, zur Heiterkeit und zum Nachdenken anregen.

Die Hoffnung ist im Orient und auch im Okzident ein heilbringender Trost für alle. Man sagt: «Die Hoffnung stirbt zuletzt», aber eigentlich darf sie gar nicht sterben. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die ihretwegen an die Zukunft glauben.
Meine persönliche Hoffnung ist, dass die ständig steigende Gier und die Ichsucht der Menschen unsere gemeinsame schöne Welt, die innerhalb von Jahrtausenden so vielfältige Kulturen und Moralvorstellungen hervorgebracht hatte, nicht in den Abgrund stürzen zu mögen.
Und natürlich hoffe ich auch, dass dieses Büchlein den Lesern viel Freude bereitet!

Gesammelt und ins Deutsche übersetzt von Oybek Ostanov


Herausgeber: Oybek Ostanov
Titel: Geschichten entlang der Seidenstraße – Weisheiten des Orients
(aktualisiert und ergänzt. Illustriert)
Inhalt: Orientalische Legenden und Sagen
Verlag: Akademnashr Verlag, Taschkent
Sprache: Deutsch
ISBN: 978-9943-985-25-4


Empfohlene LINKS:
WIKIPEDIA Seidenstrasse, Ferdinand von Richthofen
Homepage OYBEK OSTANOV


Anmerkung von USBEKISTAN-ONLINE
In der überarbeiten Ausgabe werden gesammelte Erzählungen beschrieben, die über Jahrhunderte schriftlich und mündlich weitergegeben wurden, erzählen aus dem täglichen Leben der Menschen verschiedener Gesellschaftsklassen im Orient. Die Kurzgeschichten sind spannend, tiefsinnig und oft hintergründig moralisch. Häufig handelt es sich um Gerechtigkeit und Ehrlichkeit von Menschen oder Aufforderung zu einem solchen handeln. Es finden sich nachdenkliche Geschichten deren Gedankengut den wandelnden Zeitgeist überstanden haben und bis heute gültige moralische Werte darstellen. Der Band ist eine gelungene erweiterte Sammlung von bekannten Märchen, die u.a. auch in Usbekistan Traditionen, Sitten und Gebräuche beschreiben und insbesondere westliche Leser in eine bisher verborgene Welt und Geheimnisse des Orients entführen. Die ergänzenden kunstvollen und mit viel Liebe im Detail ausgearbeiteten Grafiken und Illustrationen lassen die Geschichten noch lebendiger wirken, entführen in eine zauberhafte Welt aus vergangenen Tagen mit einem Mythos der alten Seidenstrasse und Märchen von eintausendundeiner Nacht. Die Texte wurden in einzigartiger weise von Oybek Ostanov übersetzt, ohne dass die reiche und blumige Sprache des Orients beeinträchtigt wurde. Viele Weisheiten und ungeschriebene Gesetzmäßigkeiten der Seidenstrasse gelten noch heute, geben somit einen wertvollen Einblick in das Denken und Handeln der im Orient lebenden Menschen wieder.

Die Ausgabe GESCHICHTEN ENTLANG DER SEIDENSTRASSE • Weisheiten des Orients bietet dem Liebhaber Deutsch-Usbekischer Literatur ein besonders einzigartiges „Schmankerl" und bereichert jede Haus-Bibliothek mit einem wertvollen orientalisch literarischem Schatzkästchen.

Das Buch ist für alle deutschsprachigen Leser, für Erwachsene, Jugendliche und auch für Kinder gedacht und soll zur Heiterkeit aber auch zum Nachdenken über gesellschaftliche Werte und „fernöstliche Kulturen", Erbe der Seidenstrasse anregen.

Gerhard Birkl, USBEKISTAN-ONLINE