Das Kunsthandwerk entwickelte sich in Usbekistan über die Jahrhunderte in einer besonderen Weise und hinterließ der Nachwelt originelle und einzigartige Erzeugnisse bekannter und unbekannter Meister, die durch ihren Reichtum, ihre Phantasie und ihre vollkommenen Formen vom reichen kulturellen Erbe zeugen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die kunsthandwerkliche Fertigung angesichts der veränderten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse von der Industrieproduktion verdrängt. Heute aber schenkt man der Volkskunst wieder große Aufmerksamkeit.


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- Kunsthandwerk in Usbekistan


Dekorativ angewandte Kunst
Traditionell werden internationale Kunsthandwerksfestivals und -Messen unter der Schirmherrschaft des Staates und internationaler Organisationen durchgeführt. Selbstverständlich geben diese Ausstellungen und Messen Impulse für ein weiteres Wachstum der kunsthandwerklichen Produktion, fördern den Erfahrungsaustausch und den wirtschaftlichen Wettbewerb.

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Keramik
Die Töpferei zählt zu den über die Jahrhunderte gepflegten Kunsthandwerke in Zentralasien. Glasierte und unglasierte Keramikwaren der wichtigsten Keramikzentren wiesen örtliche Besonderheiten auf, die in der Originalität der Formen, der ornamentalen Verzierung und der Farbgebung zum Ausdruck kamen. Zu den traditionellen Zentren zählen Rischtan, Gishduwan, Samarkand, Urgut, Chiwa, Gurumsarai, Shahrisabz, Choresm und Taschkent.

Gerade in diesen alten Zentren werden heute die Keramikschulen und die Produktion wieder- aufgebaut. Das Angebot an Erzeugnissen – Geschirr, Schalen, tiefe Platten, Wasser- und Milchkrüge wurde erweitert, die Qualität verbessert. Mit staatlicher Unterstützung gelang es den Keramikmeistern, ihre Produktion gewinnbringend auszubauen und die Konkurrenzfähigkeit der Erzeugnisse zu steigern. Sie bemühen sich, die örtlichen Besonderheiten der Keramikschulen zu bewahren, fast vergessene Formen und Ornamente werden aufgegriffen, zugleich aber neue Ornamente und Motive zur Verzierung der Keramikerzeugnisse entwickelt. Die Meister der Samarkander Keramikschule halten an den dekorativen Traditionen der Keramikgestaltung fest, in dem sie Elemente wie Tiergestalten oder „Vogelkopf" wiederbeleben.
Die Meister in Rischtan beherrschen die althergebrachte Tradition der Formgebung – „Kusagar" – und der Bemalung „Nakkosh". Die Rischtaner Keramik zeichnete sich stets durch ihre zweifarbige Farbgebung aus. Wiederbelebt werden die Traditionen der berühmten Glasur aus pflanzlichen Farbstoffen, wenngleich heute für die Glasur fertige Alkaliprodukte genutzt werden. Keramikwaren aus Rischtan sind mit Blumenmotiven, Darstellungen des Kumgan, Tierdarstellungen und Elementen des Architekturdekors verziert. Heute werden auch wieder althergebrachte entenförmige Krüge für Mussala – den örtlichen Wein – kunstvoll geformt.
In Taschkent arbeitet der beachtenswerte Keramikkünstler Akbar Rachimow, Sohn des berühmten Keramikkünstlers und Forschers M. Rachimow. Seine Arbeiten sind vor allem in den Traditionen der Timuridenzeit (blauweiße Keramik) und der Samarkander Schule – Afrosiab-Keramik – gehalten. In seinen Werken finden die technologischen und künstlerischen Erfahrungen der Keramikmeister des Landes ihren Ausdruck.
Und noch ein Zweig der Keramikkunst wird heute wiederbelebt, nämlich die beinahe in Vergessenheit geratene Fertigung von Tonspielfiguren – Überbleibsel der ältesten religiösen Rituale, die früher für die Bucharaer und Samarkander Schule typisch war.

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Ziselierkunst
Die Messing- und Kupfererzeugnisse der modernen Meister der Ziselierkunst zeichnen sich durch ihre hohe Qualität aus. Besonders reizvoll sind die feinen und reich gestalteten Ornamente der geprägten Geschirre der Meister aus Buchara. Die meisten der heutigen Meister sind beim be- rühmten Volkskünstler S. Hamidow in die Lehre gegangen, der bereits in den 60er Jahren versuchte, die künstlerische Ziselierkunst wiederzubeleben. Heute arbeiten sie in der Werkstatt „Kandakor". Die Meister greifen auf die traditionellen Formen, Ornamente und Techniken zurück, versuchen sich aber auch an neuen Formen und Stilen. So werden heute beispielsweise Tabletts und Teller mit Darstellungen der be- rühmten Baudenkmäler der Stadt Buchara ge- schmückt. Vielerlei Arten von heute im Alltag nicht mehr genutzten Haushaltsgegenständen – wie beispielsweise das orientalische „Dastschu", ein Gefäß, in dem man sich bei Tisch die Hände wäscht, werden von den Ziselierkünstlern gefertigt. Dank der herrlichen Verzierungen und der Eleganz der Formen sind derlei Erzeugnisse wunderbare Mitbringsel.

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Holzschnitzerei
Die Volkskunstmeister des Zentrums für die Entwicklung des Kunsthandwerkes bei der „Oltin Meros" Stiftung in Kokand nutzen für ihre Arbeit das Holz von Platanen und Nussbäumen. Die für die im Orient typischen Erzeugnisse, darunter Schmuckkästchen, Koranständer und geschnitzte Hocker, sind mit floralen Motiven und reichen Ornamenten verziert.

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Goldstickerei
Das traditionelle Zentrum der Goldstickerei ist Buchara. Die Meister der Bucharaer Schule folgen bei der Fertigung ihrer herrlichen Produkte auch heute noch den besten Traditionen der Goldstickerei. Dieses Kunsthandwerk ist zunehmend heute wieder auch bei vielen jungen Menschen beliebt.

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Stickerei
Traditionelle Zentren der Stickerei sind Nurata, Buchara, Samarkand, Shahrisabz, Taschkent und Ferghana. Die im Kulturzentrum „Sebuniso" in Buchara gefertigten farbenprächtigen Susani werden oft ausgestellt. Auffällig ist, dass sich in den letzten Jahren viele junge Menschen gerade für die Susanistickerei interessieren. Wahrscheinlich ist dies kein Zufall. Denn die im Volk schlummernden kreativen Energien wurden auch durch das Gefühl geweckt, dass die praktische Umsetzung dieser Energien materiellen Gewinn bringen kann, was wiederum zum Aufschwung nicht nur für dieses Kunsthandwerk führte.

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Text: Broschüre 25 Jahre Usbekistan/ Usbekistan-Online, Fotos: G. Birkl