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Traditionelle Musik in Usbekistan

Konservatorium_GB
Die herausragendsten Beispiele der Musikkunst wurden von zentralasiatischen Enzyklopädisten und Musikgelehrten, darunter Farabi, Ibn Sina (Avicenna), al-Choresmi und Dschami, in ihren Abhandlungen erläutert. Die Musikkultur des Volkes entwickelte sich stetig weiter, wobei ihre Besonderheiten und ihre Originalität bewahrt wurden.

Die nationale usbekische Musik weist vier große Stilrichtungen auf: die Choresmer, die Ferghana-Taschkenter, die Buchara-Samarkander und die Surchandarja-Kaschkadarjaer Musik, was auf ethnische Gemeinsamkeiten zurückzuführen ist. Die usbekische Liedkunst lässt sich in zwei Hauptkategorien unterteilen.

Zur ersten Kategorie zählen die rituellen Lieder wie „Yoryor" und „Kelin salom" (Hochzeitslieder), kalendarische Lieder wie „Nawrus" und „Sumalak" (Frühlingslieder") und Arbeitslieder wie „Maida" und „Josi", die zu einer bestimmten Zeit und aus einem bestimmten Anlass gesungen werden.

Zur zweiten Kategorie gehören Lieder, die zu jeder Zeit von allen gesungen wurden.

„Lapar" und „Jalla" singt man zu Tänzen und scherzhaften Spielen. „Aluscha" sind lyrische Gesänge, die Melodie komplex, der Rhythmus synkopisch. Die usbekische nationale Musik basiert auf der Diatonie, das heißt es gibt das Dur und Molltonleitersystem. Durchaus werden aber auch chromatische Elemente, also die Versetzung eines der sieben Grundtöne um einen Halbton nach oben oder unten, eingebaut. Stimmschwankungen und Modulationen sind in den nationalen Liedern immer wieder zu finden.
Das grundlegende klassische Element der professionellen Musik ist der „Makom", der aus Zyklen mit lokalen Besonderheiten besteht. Kennzeichnend für die historische Musikentwicklung ist, dass es kein schriftliches Notensystem gab. Die Berufsmusiker studierten traditionell bei bekannten Musikmeistern.

Das Spektrum der usbekischen Musikinstrumente ist breit. Saiten-Streichinstrumente sind Gidschak, Kobus und Sat (Setar); Saiten-Zupf-Instrumente sind Dombra, Dutar, Tanbur, Ud und Rubabi; Saiten-Schlaginstrumente ist die Tschang; Blasinstrumente sind Sibisig, Bulaman, Surnai und Kushnai; Flöteninstrumente sind Nai und Gadshir Nai; Blasinstrument mit Mundstück ist die Karnai. Doira, Nagora und Tschindaul zählen schließlich zu den Membranschlagzeugen.
Eine dynamische und intensive Entwicklung der usbekischen Musikkunst ist für Anfang des 20. Jahrhunderts zu verzeichnen. Die Genres des usbekischen Musikdramas und der Musikkomödie hatten sich auf Grundlage der überlieferten szenischen und musikalischen Kunst herausgebildet. Die Herausbildung des Musikdramas förderte die Konzeption der usbekischen Oper und anderer szenischer Genres.

Im Jahre 1918 wurde in Taschkent das nationale Konservatorium gegründet, später wurden Filialen in Samarkand, Ferghana und Buchara eröffnet. Die Dramaturgen G. Safari und Sch. Churschid führten in Zusammenarbeit mit herausragenden Kennern des usbekischen Musikerbes, die auf Volksmelodien basierenden musikalischen Bühnenstücke „Chalima" (1920), „Leili und Madschnun" und „Farchad und Schirin" (beide 1922) auf. Im Jahre 1924 gründete Muchiddin Karijakubow in Taschkent das „Ethnographische Konzertensemble".

Mit der Eröffnung des Taschkenter Staatlichen Konservatoriums in 1934 in Taschkent wurde die Hauptstadt zum Musikzentrum des Landes. 1936 wurde in Taschkent die Staatliche Philharmonie gegründet. Ihr angeschlossen waren das Philharmonische Ensemble, der Chor, das Sinfonieorchester und das Nationale Orchester der Volksinstrumente. Den sinfonischen Partituren lagen usbekische traditionelle Melodien zugrunde. Die erste Oper wurde geschrieben, die erste Operntruppe gegründet. Damit sind Namen wie M. Kariyakubow, H. Nasirowa, B. Mirsaew, K. Sakirow, später N. Haschimow, S. Khodschajewa, S. Kabulowa, S. Jaraschew und A. Asimow, als Dirigent F. Schamsutdinow, als Komponisten T. Sadikow, M. Aschrafi, M. Burhanow und S. Judakow verbunden. Geschrieben und inszeniert wurden die ersten Ballette, komponiert wurden die ersten usbekischen Kammermusikstücke.

Konservatorium Taschkent, Orgel…; Foto: G. Birkl

Die 40er Jahren sahen eine stürmische Entwicklung von Liedern, Romanzen, Musikdramen und Opern sowie der Sinfonie und Kammermusik. In diesen Jahren wurde das Netz der Musik und spezialisierten Musikschulen, der musikalischen Bildungseinrichtungen und Hochschulen ausgebaut. Die Musik nahm eine rasche Entwicklung. Es entstanden wichtige Werke von U. Akbarow, G. Muschel, R. Chamrajew, F. Janow-Janowski, S. Dschalil, M. Tadschijew und M. Machmudow. Die Komponisten griffen klassische Werke der Weltliteratur auf.

In Samarkand wurde 1962 das zweite Opernhaus eröffnet. Der größte Teil der Opern der damaligen Zeit war historischen und modernen Themen gewidmet. Babajew schrieb die Oper „Chamsa" und Hamrajew schuf „Oyjamol". Nicht vergessen werden dürfen die Opern für Kinder etwa Babaews „Yoriltosh" und Warelas „Aladdin und die Wunderlampe".
In den 60er und 70er Jahren erlebte die Film- und Theatermusik einen Aufschwung. Der usbekische Rundfunk und das Fernsehen zeichneten Konzerte der Makomistenensembles, des Orchesters der nationalen Musikinstrumente und des Nationalen Chors auf. Übertragen wurden Aufführungen der Kammermusik und des Sinfonieorchesters. Viele Estradenlieder wurden geschaffen.

In den letzten Dekaden des 20. Jahrhunderts wurde die usbekische Musikkultur in ihren traditionellen Ausrichtungen wie auch in ihren modernen gesellschaftlichen und künstlerischen Erscheinungen weiterentwickelt. Usbekische Musik, das ist nicht nur das reiche Folkloreerbe, nicht nur die traditionelle klassische Musik, sondern das ist auch die Musik der Moderne in all ihren vielfältigen Formen, Genres, Stilen und Besonderheiten.

Seit Usbekistan die Unabhängigkeit erlangt hat, richtet man die Aufmerksamkeit auf Spiritualität, Aufklärung und Wiederbelebung der wahrhaftigen nationalen Traditionen. Insbesondere kann man dies während der landesweiten Feierlichkeiten zum Tag der Unabhängigkeit, zum Frühlingsfest Nawrus sowie zu bedeutsamen Jubiläen und Gedenktagen verfolgen.

Einen besonderen Platz im Musikleben Usbekistans nimmt das internationale Musikfestival „Shark Taronalari" („Melodien des Orients") ein, das seit 1997 alle zwei Jahre in Samarkand veranstaltet wird. Musiker und Musikschaffende aus vielen Ländern der Welt nehmen daran teil.

Festschrift, 1. internationales Musikfestival • SHARQ TARONALRI - Melodie des Ostens; Foto: G.Birkl

Daneben gibt es viele jährliche Musikwettbewerbe im Lande. Zum Andenken an den Musikwissenschaftler Junus Radschabi wird der Wettbewerb der Makomsänger veranstaltet. Es gibt Wettbewerbe der Pianisten, der Streicher und Bläser.

Die schöpferische Arbeit großer Musikmeister wie Turgun Alimatow, Fattohkhon Mamadaliyew, Orifkhon Hatamow, Ganijan Toschmatow, Hasan Radshabi, Muchammadjan Karimow, Kuwandik Iskandarow, Atashan Khudoishukurow, Abduhashim Ismailow und Ulmas Rasulow stehen im Mittelpunkt des Interesses. In den letzten Jahren werden ihre Werke nicht nur wiederentdeckt und neu bearbeitet, sondern auch ganz neue Werke vorgelegt. Mamadalijew beispielsweise vollendete den Zyklus „Miskin", „Munojat" und Ushshok" und verfaßte den Zyklus „Sawti Fattohkhon".

Heute gibt es in Usbekistan 306 Musik- und Kunstschulen für Kinder. Sie werden von 5.476 Musik und Kunstpädagogen betreut. Es gibt sechs spezialisierte Internatsschulen und Lyzeen. Eine musikalische höhere Ausbildung erhält man am Nationalen Konservatorium und am Staatlichen Kadiri Kulturinstitut in Taschkent.

 Traditionelle Musik Usbekistans, UNESCO Weltkulturerbe der Seidenstrasse… Fotos: G.Birkl

Beitrag: Broschüre - 25 Jahre Usbekistan, Fotos: G. Birkl


Empfohlene LINKSEnsemble SHODLIK | UZBEKMUSIC | Konzert: Klangkosmos BukharaO`zbekiston Ensembles

Empfohlene LITERATUR: WIKIPEDIA: Avicenna | Encyclopaedia Iranica: AVICENNA ix. Music

Music of Ibn Sina (Avicenna)
Verlag: White Windmill Books (1. August 2015)
Sprache: Englisch
ISBN-13: 978-0993334702

Philosophies of Music in Medieval Islam
Verlag: Brill Verlag (1. September 1995)
Sprache: Englisch
ISBN-13: 978-9004101289

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